Kerstin Abraham ist durch Galerie Metzger auf der Collect 2019 mit zeitgenössischen skulpturalen Arbeiten in der Saatchi Gallery in London vertreten.
»C O N T I N E N T A L« – unter diesem Motto präsentiert die Galerie Metzger: Kerstin Abraham, Franz Josef Altenburg, Hans Fischer, Klaus Lehmann und Xavier Toubes. Die ausgewählten Künstler verbindet neben Freundschaft und Wertschätzung auch eine geistig-kreative Gemeinschaft.
für London ist Teil des Travelling Painter Projects (bisher: Ungarn, Frankreich, Österreich, Schweiz, Dänemark, Großbritannien, Deutschland. Bald: Rumänien, Litauen). Auf Reisen zeichne ich auf eine landestypische Tageszeitung, hier ist es z.B. der Daily Telegraph. Die Zeichnungen führen zu Ornamenten auf verschiedenen Untergründen. Das sind die »Drawings on Ground«. Oder die Ornamente lösen sich von ihrem Bildgrund und werden frei. Freigestellt können sie als „reines Stoneware Ornament“ modelliert zu zeichnerischen Kompositionen finden oder freie Elemente von Wand (Tapisserie), Teller und Tafel sein.
Wohl wissend, dass schon die Zeichnung das Alltägliche in sich tragen muss, ist das Zeichenheft eine Tageszeitung, das Zeichenzeug ein schwarzer EDDING und weiße Deckfarbe. Die so entstehenden Blätter sind freie Zeichnungen – können aber, im Hinblick auf Verwertung Seiten meiner Musterbücher sein.
Ornament und Muster speisen sich aus dem Fundus von Wiederkehr und Wechsel. Sie setzen eine Erfindung voraus, etwas, was am Beginn da war. Sie lassen die Zeichnung (den einmaligen gestalterischen Akt) im Alltag ankommen (Wandinstallation).
Im Zusammenhang mit Keramik fällt gern abwertend der Begriff »Industrie«. Wie aufregend dagegen ist es, in die historisch gewachsenen und fein unterschiedenen, industriellen Techniken einzutauchen:
Ich bin mit großen deutschen Porzellanen auf den festlich gedeckten Tischen der Familie aufgewachsen und habe das Rosenthal und das Meißen meiner beiden Großmütter (das bei ihnen in der Kredenz im Esszimmer stand) schließlich geerbt. Das Meißner Zwiebelmuster meiner Abraham-Oma ist aus Sicht eines Sammlers völlig wertlos. Mein Opa hat es zusammen mit meinem damals 13jährigen Vater aus den Trümmern des Wohnhauses im brennenden Dresden geborgen. Einzelne Teile sind verzogen und verworfen, die Glasur ist stellenweise blasig aufgekocht oder verfärbt. Vieles fehlt.
Das Rosenthal meiner Böhme-Oma (achteckig, mit einer kobaltblauen Borte und goldenem Rand) ist vollständig. Es war in der Streuobstwiese vergraben und die Russen hatten nur im Hausgarten gesucht.
Wie anders, wie verschieden der Ausdruck der hellen Steingutmassen, dieses Cremeweiß sich neben den »kostbaren«, möglichst reinweißen Porzellanen ausmacht! Es ist für mich das Gegenübertreten von Alltag und Fest. Anders als meine Großeltern, deren Leben in den Festen den höchstmöglichen Ausdruck fand, bin ich von der Ästhetik des Alltags fasziniert, schon immer.
Kerstin Abraham
28. Februar 2019
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